Burnout: Hinschauen statt Wegsehen
- Stephan Toff
- 25. Okt.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Nov.
Reflexionen zu einem schmerzhaften Thema, das uns alle betreffen kann.

Burnout, eine stille Realität in unseren Unternehmen
Manchmal spürt man es einfach. Eine Unruhe oder Frustration im Team, eine Leere im Blick einer Kolleg:in, ein Meeting, das seltsam schwer wirkt.
Burnout ist selten laut und doch spürbar, wie ein Schatten, der langsam wächst. Burnout zeigt sich fast nie auf Anhieb. Es beginnt leise. Jemand wirkt öfter müde, zieht sich zurück, ist öfters krank, seine Energie ist gedämpft, doch das eigentliche Drama bleibt im Verborgenen. Die Betroffenen gehen weiter zur Arbeit, „funktionieren“, bis irgendwann nichts mehr geht.
In einer Welt, die immer schneller und anspruchsvoller wird, ist es extrem schwierig die Zeichen wahrzunehmen. Wir sind darauf trainiert, Lösungen zu finden, zu optimieren, nach vorne zu schauen. Doch nicht alles, was zählt, lässt sich messen. Manchmal geht es darum, im richtigen Moment innezuhalten, zu beobachten und zu spüren: Wie geht es meinem Team wirklich? Wer verliert gerade den Sinn für das, was wir gemeinsam tun?
Burnout ist längst kein Randphänomen mehr. Es betrifft engagierte, leistungsbereite Menschen, oft genau die, auf die Unternehmen besonders stolz sind.
Doch viele Organisationen reagieren erst, wenn es zu spät ist. Wenn die Motivation versiegt, Krankmeldungen zunehmen und plötzlich der/die Mitarbeiter:in auf unbestimmte Zeit fehlt.
Burnout ist kein individuelles Versagen. Es ist ein Systemproblem und damit auch eine Führungsaufgabe.
Wie moderne Führung eine gesunde Teamkultur stärkt und Burnout-Risiken reduziert, zeige ich auf meiner Seite Leadership & Team. → Link
Was ist Burnout wirklich? Die WHO-Definition
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Burnout als „Syndrom infolge chronischen Arbeitsstresses, der nicht erfolgreich bewältigt wurde". Es ist ausdrücklich ein arbeitsbezogenes Phänomen, das sich in drei Dimensionen zeigt:
Gefühle von Energieverlust oder Erschöpfung
Zunehmende mentale Distanz zur Arbeit, Gefühle von Negativismus oder Zynismus gegenüber der eigenen Arbeit
Reduzierte berufliche Leistungsfähigkeit
Burnout kommt langsam. Es ist ein schleichender Prozess. Er beginnt oft unscheinbar mit Müdigkeit, Gereiztheit oder dem Gefühl, nie fertig zu werden. Und endet in völliger Erschöpfung, emotional, mental und körperlich.
Die 12 Phasen des Burnouts nach Freudenberger
Der Psychoanalytiker Herbert Freudenberger hat bereits in den 1970er Jahren ein 12-Phasen-Modell entwickelt, das zeigt, wie Burnout fortschreitet:
Phase 1-3: Der Beginn
Zwang, sich zu beweisen
Verstärkter Einsatz, Perfektionismus
Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
Phase 4-6: Die Verdrängung
Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen
Umdeutung von Werten
Verstärkte Verleugnung aufgetretener Probleme
Phase 7-9: Der Rückzug
Rückzug von sozialen Kontakten
Beobachtbare Verhaltensveränderungen
Depersonalisation / Verlust des Persönlichkeitsgefühls
Phase 10-12: Die Erschöpfung
Innere Leere
Depression
Völlige Burnout-Erschöpfung (es kann Lebensgefahr bestehen)
Wichtig: Diese Phasen müssen nicht zwingend in dieser Reihenfolge ablaufen. Sie können sich abwechseln, und einzelne Phasen können übersprungen werden
Was ist Burnout wirklich?
Burnout kommt langsam, es ist ein schleichender Prozess. Er beginnt oft unscheinbar, mit Müdigkeit, Gereiztheit oder dem Gefühl, nie fertig zu werden. Und endet in völliger Erschöpfung, emotional, mental und körperlich.
Typische Anzeichen sind:
Chronische Müdigkeit: Auch Erholung bringt keine Energie zurück.
Leistungsabfall: Was früher leicht war, wird plötzlich mühsam.
Emotionale Distanz: Rückzug von Kolleg:innen und Aufgaben.
Sinnverlust: Die Arbeit fühlt sich leer an, der Zweck verschwindet.
Burnout ist das Ergebnis eines dauerhaften Ungleichgewichts, zwischen Geben und Erholen, Erwarten und Wertschätzen.
Burnout – ein Spiegel der Unternehmenskultur
Wenn Burnout in einem Unternehmen auftritt, ist das selten nur ein individuelles Problem. Es ist oft ein Signal, dass Strukturen, Erwartungen oder unausgesprochene Regeln das Klima prägen. Ein Leistungsdruck, der nie Pause macht. Eine „Immer-Online“-Mentalität. Oder das stille Gefühl, dass Wertschätzung fehlt und Sorgen keinen Platz haben.
Das Trichtermodell: Eine systemische Betrachtung
Das Trichtermodell von Geyerhofer und Unterholzer zeigt eindrücklich, dass Burnout aus einem Zusammenspiel von vier Ebenen entsteht:
Individuelle Aspekte (Person): Perfektionismus, ineffektives Stressmanagement, mangelnde Entspannungsfähigkeit
Private Aspekte (Familie): Beziehungskrisen, Betreuungspflichten, familiäre Belastungen
Organisations-Aspekte (Job): Zeitdruck, Arbeitsüberlastung, mangelnde Pausen, schlechtes Führungsverhalten
Soziale Aspekte (Gesellschaft): Leistungsgesellschaft, hohe Arbeitslosigkeit, wirtschaftliche Unsicherheit
Burnout-Risiko resultiert aus einer mangelnden Balance von Belastung und Erholung:
Lang anhaltender Stress (Belastung)
Ineffizienter Stressverarbeitung
Mangelhafter Erholung
Das Eingestehen, dass die Kultur der Grund sein könnte tut weh. Diese Tatsache fordert uns als Führungspersonen heraus. Doch genau hier beginnt Veränderung: Wo wir aufhören, Schuldige zu suchen, und bereit sind, gemeinsam hinzuschauen und Verantwortung zu übernehmen.
Wie entsteht Burnout?
Burnout ist selten die Folge eines einzelnen Faktors. Er entsteht dort, wo Druck auf Verantwortung trifft, ohne Raum für Menschlichkeit.
Äussere Ursachen:
Dauerhafte Überlastung, unklare Prioritäten
Fehlende Wertschätzung oder Unterstützung
„Always on“-Mentalität durch ständige Erreichbarkeit
Toxische Teamdynamiken oder unausgesprochene Konflikte
Unklare Erfolgskriterien und mangelnde Autonomie
Ungerechtigkeit und zu geringe Belohnungen
Innere Ursachen:
Perfektionismus: Unrealistisch hohe Erwartungen, die zu ständigem Frustrationsgefühl führen
Überengagement: Das Gefühl, alles alleine machen zu müssen
Überhöhte Ansprüche an sich selbst
Das Bedürfnis, „es allen recht zu machen"
Schwierigkeit, Grenzen zu setzen und eigene Schwächen einzugestehen
Abhängigkeit des Selbstwerts von beruflichem Erfolg
Studien zeigen: Perfektionismus ist einer der stärksten Risikofaktoren für Burnout. Menschen mit perfektionistischen Tendenzen gönnen sich selten Erholungsphasen, fokussieren auf Fehler statt auf Erfolge und übernehmen zu viele Aufgaben allein.
Unternehmen, die solche Muster nicht erkennen, fördern unbewusst eine Burnout-Kultur, in der Schweigen, Funktionieren und Aushalten zum Alltag werden.
Früherkennung: Warnzeichen rechtzeitig erkennen
Als Führungskraft trägst du eine besondere Verantwortung. Nach dem Arbeitsschutzgesetz sind Arbeitgeber sogar dazu verpflichtet, sich um die Gesundheit ihrer Angestellten zu kümmern.
Checkliste: Erste Burnout-Symptome bei Mitarbeitenden erkennen
Wirkt er/sie nervös und überreizt?
Ist er/sie vergesslicher als früher?
Zieht sich zurück gegenüber Teamkollegen oder Vorgesetzten?
Signalisiert starke Überforderung oder schafft Aufgaben nicht mehr?
Ist oft müde, energielos, schlapp?
Klagt über Kopfschmerzen, Schwindel oder andere körperliche Beschwerden?
Ist öfter krankgeschrieben oder zu spät?
Wirkt teilnahmslos oder zynisch gegenüber der eigenen Arbeit?
Ist weniger leistungsfähig, motiviert oder kreativ als früher?
Verschiebt Urlaube oder nimmt oft Arbeit mit nach Hause?
Wirkt niedergeschlagen oder verzweifelt?
Zeigt sich unsicher und ohne Selbstvertrauen?
Nimmt Kritik auffallend persönlich oder reagiert gereizt?
Was Führungspersonen tun können
Nicht Rezepte oder Checklisten lösen das Problem. Sondern echte, menschliche Begegnungen. Zuhören. Da sein, wenn jemand nicht mehr weiter weiss. Raum für Zweifel und Schwäche schaffen, auch für sich selbst.
Wir dürfen uns fragen:
Wie oft hake ich bei meinem Team nach, weil etwas eilig ist?
Wie ist meine eigene Stimmung, gelassen oder angespannt?
Wie reagiere ich, wenn jemand ausfällt, mit Verständnis oder stillem Druck?
Bin ich empathisch genug?
Kenne ich die Warnsignale und schaue ich wirklich hin?
Führungskräfte brauchen Schulung
Präventive Führungsschulungen stärken die Frühwarnkompetenz, Empathie und gesunde Selbstführung. Sie helfen, Warnsignale zu erkennen, bevor es zu spät ist, und eine Kultur der psychologischen Sicherheit zu schaffen.
Was Unternehmen tun können
Burnout lässt sich verhindern, wenn Führung bewusst gestaltet wird. Prävention bedeutet nicht Wellness-Tage oder Obstkörbe. Es geht um echte Fürsorge, die im Alltag spürbar ist.
Achtsamkeit fördern:
Regelmässige Pausen, bewusste Reflexion, gesunde Routinen
Work-Life-Balance ernst nehmen:
Flexible Modelle und Verständnis statt Misstrauen
Klare Grenzen zwischen Arbeit und Erholung
Gesprächskultur stärken:
Offene Kommunikation über Belastung, ohne Stigma
Psychologische Sicherheit im Team
Wertschätzung leben:
Lob, Vertrauen und echte Anerkennung als Führungsinstrument
Nicht nur Leistung, sondern den Menschen sehen
Systemische Verantwortung übernehmen:
Gemeinsame Aufgabe von HR, Führung und Organisationsentwicklung
Strukturen schaffen, die echte Erholung ermöglichen
Ausreichend Personalkapazität und realistische Erwartungen
Wie Unternehmen Strukturen schaffen, die Gesundheit, Erholung und Wertschätzung ermöglichen, erfährst du auf meiner Seite Unternehmensführung. → Link
Burnout verhindern und Bewusstsein schaffen
Ich begleite Unternehmen und Einzelpersonen auf dem Weg zu mehr Resilienz, Achtsamkeit und Wohlbefinden. Gemeinsam können wir:
Burnout-Präventionsprogramme entwickeln, die auf die Bedürfnisse deines Unternehmens zugeschnitten sind
Workshops und Trainings anbieten, um Stressbewältigung, Selbstfürsorge und Frühwarnsignale zu erkennen
Führungskräfte schulen in empathischer Führung und systemischem Verständnis von Burnout
Ein Arbeitsklima schaffen, in dem sich Mitarbeiter:innen unterstützt und wertgeschätzt fühlen
Burnout ist vermeidbar, wenn wir rechtzeitig handeln.
Lass uns gemeinsam die Voraussetzungen für ein gesünderes, nachhaltigeres Arbeitsumfeld schaffen, für Dich und Dein Team. Lass uns gemeinsam eine Strategie, wie Burnout-Prävention in Deinem Alltag oder Unternehmen erfolgreich umgesetzt werden kann, erarbeiten.
Wenn Du präventiv gegen Burnout vorgehen möchtest, dann lade ich dich zu einem kostenlosen und unverbindlichen Austausch ein. → Link



